Das PZ-Interview mit Timo Steinhilper über seinen Start als Vorsitzender der SPD im Enzkreis und die Ziele fürs Superwahljahr 2009

"Die Chance, selbst zu gestalten"

Timo Steinhilper hat im November Thomas Knapp als SPD-Vorsitzender im Enzkreis abgelöst. Mit 27 Jahren soll er die Partei durchs Superwahljahr führen.
Über seine Ziele und sein Verhältnis zur Partei hat PZ-Redakteur Alexander Heilemann mit Steinhilper gesprochen.


Herr Steinhilper, wie viel Familie steckt in der SPD?

Timo Steinhilper: Bei mir persönlich vier Generationen Mitgliedschaft in der SPD. Mein Urgroßvater und Großvater waren bei der SPD in Knittlingen, mein Vater später in Sternenfels. Eigentlich kein Wunder, dass ich auch in die Partei eingetreten bin. An unserer Familie kann man die Entwicklung der SPD von der klassischen Arbeiterpartei bis heute ablesen, bis zu mir als Verwaltungsfachmann. Darüber hinaus ist die SPD eine große Volkspartei und Biografien wie ich sie habe, sind dort immer noch zu finden.

Zum Beispiel bei den Knapps, die lange Zeit für die SPD im Enzkreis standen.

Steinhilper: Ich hoffe, dass der Name Knapp auch künftig für die SPD hier steht. Ich habe Gerhard Knapp zum 80. Geburtstag Helmut Schmidts Buch "Außer Dienst" geschenkt - mit der ausdrücklichen Bitte, sich weiter einzumischen. Sein Sohn Thomas wird sich hoffentlich noch lange als Landtagsabgeordneter in die Partei einbringen. Die Familie Knapp stand politisch immer eher im Rampenlicht. In unserer Familie ging es vor allem um ein Engagement in der
Gemeinde.

Man hat Sie seither vor allem als den Mann hinter Thomas Knapp gekannt. Was werden Sie in der ersten Reihe jetzt anders machen?

Steinhilper: Ich arbeite weiterhin bei Thomas Knapp im Abgeordnetenbüro. Was ich anders machen will: Ich möchte mehr Zeit in die Arbeit innerhalb der Partei stecken. Das ist im Superwahljahr besonders wichtig für Erfolge. Thomas Knapp war das als Abgeordnetem, energiepolitischem Sprecher der Landtagsfraktion und Unternehmer nicht mehr so möglich.

Sie seien kein "Schönwettersozialdemokrat", haben Sie nach Ihrer Wahl gesagt. Wie viel Unwetter im Superwahljahr halten Sie aus?

Steinhilper: Warten wir 's ab. Im Moment lässt es sich sehr gut aushalten. Natürlich sind die Zeiten nicht ganz einfach für die SPD. Zuletzt haben wir aber endlich in Berlin wieder zu personeller Geschlossenheit gefunden. Der Wechsel von Kurt Beck zu Franz Müntefering war für das Innenleben der Partei wichtig, auch wenn es mir für Beck, den ich sehr schätze, leid getan hat.

Sie haben nicht viel Zeit, um vor den Wahlen hineinzufinden in Ihre Rolle. Ist das zu schaffen?

Steinhilper: Ich bin schon seit fünf Jahren im Kreisvorstand aktiv. Ich kenne die Strukturen der Partei, ich weiß, wer wo der Ansprechpartner ist, ich kenne die Personen und die örtlichen Befindlichkeiten. Aus der Partei habe ich nichts Negatives gehört seither, ich denke, das hat sehr gut funktioniert. Und mir ist es ziemlich leicht gefallen, von Thomas Knapp zu übernehmen.

Ist Herrn Knapp der Wechsel auch so leicht gefallen?

Steinhilper: Wir haben ein gutes Verhältnis und tauschen uns regelmäßig aus, nicht nur über die Arbeit im Kreis. Er ist ein absoluter Profi. Er redet mir nicht rein. Er gibt mir Ratschläge und Tipps, wenn ich frage. Ich kann durchaus meine eigenen Vorstellungen und Ideen einbringen.

Der Trend war bei den letzten Wahlen auch im Enzkreis kein Genosse. Die aktuellen Umfragen sehen auch nicht erfolgversprechend aus. Wie stecken Sie Ihre Ziele?

Steinhilper: Bei der Bundestagswahl wollen wir hier im Wahlkreis zulegen. Sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen. Beim Listenparteitag am Wochenende hoffen wir und die Kollegen aus Pforzheim auf einen guten Listenplatz für Katja Mast. Das gelingt uns auch. Zwei, drei Plätze weiter vor wäre schön. Die letzten Bundestagswahlen haben gezeigt, dass viele, die die SPD abgeschrieben hatten, sich eines Besseren belehren lassen mussten.

Und bei den Kommunalwahlen? 2004 war die SPD im Kreistag der Verlierer.

Steinhilper: Das Ergebnis bei der letzten Kreistagswahl ist der Arbeit von Jochen Protzer und seinen Kollegen nicht gerecht worden. In den einzelnen Wahlkreisen wollen wir Persönlichkeiten finden, die viele Wähler überzeugen.
Das schaffen wir auch, das wird man nach den Nominierungen sehen. Wir wollen außerdem auch in Gemeinden wieder präsent sein, wo wir zuletzt keine Liste hatten, zum Beispiel im Heckengäu. Dort sind wir dabei, den alten Ortsverein Heckengäu neu aufzustellen und den Ortsvereinen Heimsheim und Wiernsheim anzuschließen.

Sie sind ein sehr junger Vorsitzender. Und mit Manuel Linkenheil ist einer Ihrer Stellvertreter auch einer der Jungen in der Partei. Täuscht das nicht darüber hinweg, dass die SPD älter geworden ist?

Steinhilper: Die Altersstruktur hat sich geändert. Aber das beobachte ich bei anderen Parteien auch. Bei der SPD sind jetzt die Jahrgänge, die unter Willy Brandt zu Tausenden eingetreten sind, natürlich nicht mehr zarte 30, sondern sie gehen auf die 60 zu und sind überproportional stark in der Partei vertreten. Das Dramatische für uns ist aber auch, dass wir Mitglieder nicht vor allem durch Austritt verlieren - sondern leider durch den Tod der Älteren.

Wie sieht es denn mit dem Nachwuchs für die SPD aus?

Steinhilper: Das könnte besser sein. Das ist keine Kritik an den Jusos, sondern die Feststellung, dass wir viel zu wenig junge Mitglieder haben. Wenn man sich nur als Beispiel die Konjunkturpakete anschaut, die in Deutschland jetzt beschlossen worden sind - die Schulden daraus sind die Probleme, die wir jungen Bürger einmal zu schultern haben. Ich meine deshalb, dass von den jungen Leuten politisch noch mehr kommen sollte. Außerdem kann ich ihnen sagen: Schaut her, ich bin 27, ich bin in der SPD. Es ist nicht so, dass man 20 Jahre lang die Ochsentour machen muss, sondern man kriegt schon die Chance, selbst zu gestalten.



Timo Steinhilper muss schnell zupacken: Im November als Kreisvorsitzender gewählt, hat er gleich die Kärrnerarbeit für Bundestags-, Kommunal- und Europawahlen vor sich.

N.N.
Quelle
Verlag     : J. Esslinger GmbH und Co. KG.
Publikation     : PZ Mühlacker
Ausgabe     : Nr.37
Datum     : Samstag, den 14. Februar 2009
Seite     : Nr.35