Im Klanggewitter vom Mont Blanc zum Ötzi
Berauschende Bläsersinfonik
bei Benefizkonzert in der Festhalle in Freudenstein
Mit einem hochkarätigen
Benefizkonzert lieferte das Luftwaffenmusikkorps
2 nicht nur eine beeindruckende Visitenkarte ab,
der Abend in der Festhalle in Freudenstein war
gleichzeitig eine mustergültige
Standortbestimmung der Militärmusik in
Deutschland.
Dirigent Oberstleutnant Christoph Scheibling agierte
mit vitaler Präsenz auf dem Podium, seine stimmige
und abwechslungsreiche Programmauswahl zeugten von
vorbildlicher Literaturkenntnis und
ästhetischem Stilempfinden. Das Blasorchester
reagierte entsprechend konzentriert und dankte mit
großer Spielfreude. Um es vorweg zu nehmen:
Seit Scheibling Chef des Orchesters ist, hat sich
der künstlerische Gesamteindruck der Formation
sehr gesteigert.
Zum Auftakt wurde die „Jubilee Overture“ von Philip
Sparke feierlich zelebriert: Nach einer herrlichen
Fanfare wechselten sich furiose und kontrastierend
lyrische Teile ab, ehe die einleitende Fanfare
mit beeindruckender Couleur kraftvoll zu einem
zackigen Schluss mit Knalleffekt
überleitete. Nach dem jubelnden „Tannenberg-Marsch“
wurde es mit der Programmmusik „Mont Blanc“ von Otto
M. Schwarz durchaus abenteuerlich. Mit feinen Klangfarben
und authentischem Vogelgezwitscher wurde hier
eine romantische Szenerie der Bergwelt fast
verschwenderisch gezeichnet.
Doch das Schlagwerk lässt ein dunkles Gewitter
aufziehen, zunächst dumpf grollend, dann
scheint das ganze Orchester wie aufgewühlt
zu sein: Die Posaunen rumoren gedämpft
unheilsschwanger, die peitschende Spannung
entlädt sich in stürmisch-blitzenden
Clustern der Hörner und Trompeten. Nach
diesen rauen Rhythmen leiteten Oboe und Flöte
wieder zu einem romantischen Panorama über.
Kompositorisch und spieltechnisch weitaus anspruchsvoller
anschließend „Godspeed“ von Stephen Melillo,
bei welchem Scheibling seine Musiker zielsicher über
rhythmische und melodisch-scharfe Klippen jagte.
Die „Armenischen Tänze“ waren eine
würdige Reminiszenz an den verstorbenen
Komponisten Alfred Reed. Scheiblings Versuch,
dieser eher sinfonischen Fantasie einen programmatischen
Bezug aufzudrücken war zwar gut gemeint, wirkte
aber etwas aufgesetzt.
Im zweiten Teil übernahm zunächst Fähnrich
Tobias Wunderle den Taktstock. So lotete er beim
Ötzi-Abenteuer „Man In The Ice“ ein überzeugendes
Spektrum zwischen geheimnisvoll-glitzernden Passagen
und dramatischen Szenen fein aus. Nach „At The Mambo
Inn“, einem groovigen Feuerwerk
latein-amerikanischer Extravaganz, ließ es
das Orchester mit dem extatischen „Wedding
Dance“ rustikal krachen. So durfte sich der Schwäbische
Albverein Knittlingen, der dieses Benefizkonzert
zum 100. Vereinsbestehen organisiert hatte, über
eine volle Halle freuen – rund 3 000 Euro wurden
für wohltätige Zwecke bei diesem Konzert
eingenommen. Bernd Neuschl
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EINE BEEINDRUCKENDE MUSIKALISCHE
VORSTELLUNG gab das
Luftwaffenmusikkorps 2 bei einem
Benefizkonzert in der Freudensteiner
Festhalle. Foto: Neuschl
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