Werben um Schulabgänger

Knittlingen. Ausstellerekord bei der Knittlinger Ausbildungsbörse in der Dr. Johannes-Faust-Schule: 36 Unternehmen präsentierten sich bei der neuten Auflage der Veranstaltung am Samstag und zeigten damit ihr Interesse an motivierten Schulabgängern.


Heimische Firmen werben um engagierte Schulabgänger
Ausbildungsbörse in Knittlingen: Rekord mit 36 Betrieben

Mädchen punkten mit Informationsvorsprung

Knittlingen (ih) Mittlerweile bewerben sich nicht nur Schulabgänger um gute Ausbildungsplätze. Auch Unternehmen aus der Region werben um engagierte Azubis. Das unterstreicht der neue Aussteller-Rekord bei der 9. Ausbildungsbörse Knittlingen: 36 Unternehmen und weiterführende Schulen, elf mehr als im vergangenen Jahr, präsentierten am Samstag in der Faustschule ihr Ausbildungsangebot.
„Wir sind hier, um gute Azubis für unser Unternehmen zu begeistern. Viele unserer Praktikanten, aus denen häufig Azubis werden, kommen über Ausbildungsbörsen zu uns“, erklärt Jörg Martin, Ausbilder bei Neff. Ebenfalls präsent auf der Knittlinger Ausbildungsbörse: das ortsansässige Medizintechnik-Unternehmen Richard Wolf. „Wir knüpfen lieber persönliche Kontakte zu guten Schulabgängern aus der Region als anonyme Bewerbungen zu bekommen, bei denen jemand den Namen Wolf aus einer Internet-Suchmaschine gefischt hat“, erklärt Ausbildungsleiter Tilo Schneider.
Roland Evers, Schulleiter der Dr.-Johannes-Faust-Schule, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Gewerbe- und Verkehrsverein und der Agentur für Arbeit organisiert, freut sich über den Zuspruch aus der Wirtschaft. „Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben, bei der wir die Schüler nicht allein lassen wollen.“
„Für 2008 sind in Pforzheim und Enzkreis noch 900 offene Ausbildungsstellen gemeldet“, berichtet Holger Maurer, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit. Warum es bei einigen Schulabgängern mit dem Ausbildungsplatz häufig doch nicht klappt, weiß Jörg Martin, Ausbilder bei Neff. „Viele Schüler wissen überhaupt nicht, was in ihrem angeblichen Wunschberuf auf sie zukommt“, kritisiert Martin die mangelnde Motivation mancher Bewerber.
Umgekehrt sammeln Schüler wie der 13-jährige Philipp Hahn schnell Pluspunkte: „Ich möchte irgendetwas im Metallbetrieb machen und werde mir hier verschiedene Sachen angucken. In meinen Ferien habe ich ein freiwilliges Praktikum beim Flaschner gemacht. Das Schulpraktikum mache ich bei dem Metallwerk Kloß in Maulbronn“, setzt sich der Achtklässler schon früh mit seinen Möglichkeiten auseinander.
Mit einem Informationsvorsprung punkten häufig auch Mädchen: „Wenn Mädchen, sich an einen technischen Beruf wagen, haben sie sich im Vorfeld häufig besser darüber informiert“, berichtet Tilo Schneider, Ausbildungsleiter bei Richard Wolf. Das Schnupper-Gespräch auf der Ausbildungsstellenbörse macht Schneider den Schulabgängern mit einem einfachen Konzept leicht: „Wir sind mit rund 15 Mitarbeitern hier, überwiegend unsere eigenen Azubis. Die können mit interessierten Schülern ganz anders reden – und zwar auf Augenhöhe.“
In der Hitliste der Bewerber stehen die kaufmännischen Berufe immer noch weit oben. „Auf unsere drei Stellen für die Ausbildung zum Industriekaufmann und Außenhandelsassistenten kommen bestimmt 200 Bewerber“, berichten Esther Zorn und Aneta Siudek , Personalreferenten bei Blanco. „Einen guten Hauptschüler für eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlageführer zu finden ist hingegen schwer.“
Durch eine gute Bewerbung, Begeisterungsfähigkeit und Interesse für das künftige Unternehmen und Arbeitsfeld lässt sich ein mittelmäßiges Zeugnis schon einmal ausgleichen. „In der Berufsbildungsqualifikation, eine Art einjähriges Praktikum, kann der Bewerber uns beweisen, was in ihm steckt“, zeigt Siudek eine Chance auf. „Wir nehmen auch lieber einen Hauptschüler, der sich bewusst für uns entscheidet, als jemand, der die Realschule nicht schafft und sich dann auf Teufel komm raus bewirbt, um einen Ausbildungsplatz zu haben – egal wo“, unterstreicht Siudek, dass der Trend zum höheren Abschluss zum Bumerang werden kann.


 
EINEN AUSSTELLER-REKORD gab es bei der neunten Ausbildungsbörse der Knittlinger Dr.-Johannes-Faust-Schule am Samstag. Foto: Hansen


BNN, 18.02.2008


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