Härtling in Knittlingen
Knittlingen. Aus seiner Novelle „Das
ausgestellte Kind“ las Peter Härtling, einer
der renommiertesten deutschsprachigen Autoren der
Gegenwart, als Ehrengast beim Festakt zum 40-jährigen
Bestehen der Internationalen Faust-Gesellschaft.
Quintengeist
in der Hose
Härtling-Lesung
in der Knittlinger Dr.-Johannes-Faust-Schule
Um ein Wunderkind,
das es „faustdick“ hinter den Ohren hat, geht es
in der neuen Novelle von Peter Härtling. Der
ist sich sicher, dass „dieser Begriff tatsächlich
etwas mit dem Faust zu tun hat“.
Als Ehrengast des Festaktes zum 40-jährigen
Bestehen der Internationalen Faustgesellschaft las
er am Sonntagabend in der Aula des
Dr.-Johannes-Faust-Schule in Knittlingen aus
seinem Buch „Das ausgestellte Kind. Mit Familie
Mozart unterwegs“, das sich mit dem Leben des
sechsjährigen Musikus beschäftigt. Der
ehrgeizige Vater Leopold jagt ihn und seine Schwester
Nannerl von einem Konzerttermin zum nächsten
– quer durch ganz Europa.
In lebhafter und herzhafter Sprache gibt Härtling
einen fiktiven Einblick in das turbulente, aber auch
stressige Familienleben des kleinen Wolfgangerl.
„Der Rheumatismus, den er schon als Kind hatte und
das spätere Nierenversagen sind sicherlich
auf diese anstrengende Zeit
zurückzuführen“, mutmaßte Härtling.
Nicht nur zu seiner eigenen Belustigung erfindet
das Genie am Klavier den Quintengeist – einen Kobold.
Ihn schickt der kleine Virtuose jedem auf den Hals,
in die Hose oder die Nase, den er gerade necken mag
– und brachte damit auch die Knittlinger
Zuhörer zum Lachen.
Mit ausdrucksvoller Stimme las der Autor vor einem
gespannt lauschenden Publikum und wurde besonders
lebhaft, wenn er in den häufigen Dialogen
das Salzburger Wunderkind imitierte.
Peter Härtling verfasst Gedichte, Reden, Novellen
und Romane. 1933 wurde er in Chemnitz (Sachsen)
geboren. 1946 kam er nach Nürtingen. Er
arbeitete bei verschiedenen Zeitungen. 1967 kam
er als Cheflektor zum S. Fischer Verlag und
wurde dort ein Jahr später Sprecher der
Geschäftsleitung. Seit 1973 lebt er als
freier Schriftsteller in Mörfelden-Walldorf.
Mit seinen Romanbiografien über namhafte deutsche
Schriftsteller aus dem 18. und 19. Jahrhundert
wurde er bekannt. Der Autor erhielt zahlreiche
Auszeichnungen. 1994 wurde ihm der Titel eines
Professors durch das Land Baden-Württemberg
verliehen. 1995 war er Stadtschreiber von Mainz.
Mehrere Schulen wurden nach ihm benannt.
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PETER HÄRTLING liest aus seinem
Mozart-Buch. Foto: cls
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