„Wer nicht stürzt, fährt nicht am Limit“
Die Motocross-Fahrer
Dominik und Patrick Vincon aus Knittlingen
wollen hoch hinaus
Knittlingen
(wai). Ein Knittlinger Brüderpaar macht Furore.
Jedoch nicht in der Fauststadt, sondern auf den bundesdeutschen
Rennstrecken vom Lausitz- und Sachsenring bis
hin nach Hockenheim. Auf ihren Motorrädern
sind Dominik und Patrick Vincon so schnell
unterwegs, dass sie zur bundesdeutschen
Spitzengruppe in ihrer jeweiligen Altersklasse
zählen.
Ihr Talent und ihre Leidenschaft haben beide schon
früh entdeckt. „Mit vier Jahren war ich mal
mit Papa bei einem Seitenwagen-Motocross und durfte
auf eine PW50-Maschine mit 50 Kubikzentimeter
steigen“, erinnert sich Dominik. Auch an die
ersten ersten Motorsport-Erfahrungen denkt er
gerne zurück: „Das hat brutal Spaß
gemacht!“
Der Spaß blieb. Der Onkel, selbst Moto-cross-Fahrer,
hatte zu Hause ein PW50 und die wurde so lange traktiert,
bis der Vater ein Einsehen hatte und selbst ein PW50
kaufte. Von da an war es nicht mehr weit bis zu
den ersten aktiven Einsätzen. Bei den
Motocross-Meisterschaften beim MTC Flehinger
wurden bald die ersten Runden im Fahrerlager und
kurze Zeit später auf der Strecke selbst
gedreht.
Bei dem kleinen PW50 blieb Dominik nicht lange. Immer
größer, immer schneller wurden die Motorräder.
„Mein Bruder hat immer das neue bekommen, ich habe
seines übernommen“, sagt Patrick Vincon mit
einem frechen Grinsen auf dem Gesicht.
Mittlerweile ist Dominik bei einer 600er Yamaha mit
130 PS und Patrick bei einer 125er Aprilia angekommen.
Dominik erreichte mit seinem Fahrzeug auf dem
Salzburg-Ring inzwischen Spitzengeschwindigkeit
von 268 Kilometer pro Stunde. Der 14-jährige
Patrick begnügt sich vorläufig auf seiner
Aprilia mit „nur“ 170 Kilometern pro Stunde.
Jedoch mussten beide aber auch jüngst die Erfahrung
machen, dass so ein Motorrad nicht immer nur
brav seinem Lenker gehorcht und geradeaus
fährt. In Oschersleben raste Dominiks
Yamaha mit 100 Stundenkilometer in eine Mauer.
Totalschaden. Der Junge war glücklicherweise
vorher abgestiegen und kam mit einer Hüftprellung
davon. Und wenig später erwischte es auch Bruder
Patrick. Mit einem Schlüssselbeinbruch kam er
jedoch noch glimpflich davon. Kein Grund aber zur
Besorgnis oder zur Angst. „Wenn man nicht
stürzt“, so lautet die Motorsport-Philosophie
des kleinen Bruders, „dann fährt man nicht am
Limit. Irgendwann passiert es halt“, meint er lakonisch.
Mutter Sonja Vincon hatte das Risiko bis zum Sturz
in Oschersleben verdrängt. Seither hat sich
für sie die Sicht der Dinge verändert.
Während Papa Frank schon immer mehr Angst um
seine Söhne hatte und mitunter deshalb beim
Rennen gar nicht zuschauen kann, war die Mama in
der Vergangenheit gelassener. Jetzt tröstet
sie sich ein wenig damit, dass das Risiko für
ihren Sohn, der seit zwei Wochen einen
Führerschein hat, auf der Straße
erheblich größer ist als auf der
Rennstrecke.
So ein Hobby kostet viel Geld. Die Yamaha R6 von
Dominik schlägt zusammen mit einem Ausrüstungspaket
jährlich mit 14 500 Euro zu Buche. Zwar ist
die Sponsorenliste mittler-weile recht stattlich,
hohe Beträge gibt es von den Sponsoren aber
nur selten. Im nächsten Jahr soll alles
noch schneller und noch besser werden. Aber auch
noch teurer. Zwischen 25 und 30 000 Euro werden
dann die Investitionen allein für Dominik
betragen.
Zum ganz großen Erfolg hat es bisher trotzdem
nie gereicht. Beide müssen sich mit der Einschränkung
trösten: „Wir sind immer vorne mitgefahren.“
Einzelrennen wurden schon mal gewonnen. Aber am Ende
der Serie hatten immer andere die Nase vorn.
Wer die beiden in Aktion sehen will: Vom 14 bis 16.
September finden in Hockenheim die
Finalläufe der Internationalen Deutschen
Meisterschaften statt. Im Rahmenprogramm sind
die beiden Knittlinger mit dabei.
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NUR EINEN KLEINEN TEIL ihrer Pokale
können die beiden
Motocross-Fahrer Patrick (links) und
Dominik Vincon aus Knittlingen
präsentieren. Foto: Waidelich
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