Oldtimer, Volksempfänger und komplette Werkstätten
Walter Pfitzenmeier
aus Knittlingen sammelt „einfach alles“ / Rixe-Motorrad
war erstes Objekt der Begierde
Von unserem Mitarbeiter
Arnd Waidelich
Knittlingen. Walter Pfitzenmeier kann
einfach nicht nein sagen. Er ist ein fast manischer
Sammler. Wenn ihm jemand etwas nur leidlich Altes
unter die Nase hält, dann muss er es haben.
Auf die Frage „Gibt es etwas, was sie nicht sammeln?“
furcht sich forschend seine Stirn. Dann weicht die
Anspannung lächelnd einer Erkenntnis. „Ich sammle
einfach alles. Ich wollte mal unbedingt eine
alte Rixe haben. Aber der Verkäufer wollte
seinen ganzen Speicher leer haben. Entweder
alles oder nichts. Da konnte ich doch nicht nein
sagen,“ heischt er fast um Verständnis
für die Sammelwut.
Aus der Rixe, ein Uralt-Motorrad der Marke anno dunnemal,
wurde also eine ganze Lastwagenladung alter
Gegenstände. So hat der leidenschaftliche
Sammler auf 60 Ar in mehreren Hallen im
Knittlinger Pflegmühlenweg ein Kabinett an
Raritäten angesammelt, das seinesgleichen
sucht.
Sein Spezial- und Lieblingsgebiet sind jedoch ohne
Zweifel die alten Autos. Damit hat alles angefangen.
„Ich wollte,“ so erinnert sich der ehemalige Chef
der Abfallentsorgungsfirma Pfitzenmeier & Rau,
„unbedingt mein erstes Fahrzeug wieder haben,
mit dem ich meinen landwirtschaftlichen
Fuhrbetrieb gegründet habe.“ Doch der
Traktor Marke „Güldner“ war in Händen
eines Knittlinger Winzers. Lange musste er um
dessen Gunst buhlen, ehe der eines Tages mit dem
„Güldner“, der heute einen Ehrenplatz in seiner
Sammlung hat, auf den Hof tuckerte.
Es blieb nicht bei dem „Güldner“. „Dann hat
mich mein zweites Fahrzeug, ein Unimog, gejuckt“.
Auch der musste her. Den landwirtschaftlichen Fahrzeugen
folgten die ehemaligen privaten Fahrzeuge. Ganz vorne,
in der ersten Halle, funkelt die Borgward Isabella,
Baujahr 1954 vor einem edlen BMW V8. Auf der
Galerie der nächsten Halle paaren sich ein
Trabi, eine Ente, ein Mini-Cooper und eine
Citroën Diana.
Mopeds und Motorräder zählten ehedem ebenfalls
zu den Pfitzenmeierschen fahrbaren
Untersätzen. Die thronen jetzt über
den Autos, 50 Stück an der Zahl. Darunter
sein erstes Motorrad, eine 350er DKW. Und selbstverständlich
finden sich in ihren Reihen viele edle Stücke,
alle aus der näheren Umgebung. Die weiteste
Reise führte ihn für eine exotische
„Wanderer“ nach Wiesbaden.
So viele sind es mittlerweile, dass Neuzugänge
gar nicht mehr auf die Galerie der ersten Halle passen.
Viele haben deshalb hängend Platz gefunden
an den Pfetten der Hallen. Er hat sich damit
abgefunden, dass seine Sammlung nie
vollständig sein wird. 204 Firmen haben vor
dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Mopeds
gebaut. Die alle zu erhalten, den Plan hat er längst
aufgegeben.
Dazwischen hat er immer wieder liebevolle Details
aus der Motorwelt platziert. Einen ganzen Block an
Zündkerzen etwa oder einen Motorblock,
Tafeln mit alten BMWs. Nummernschilder
allüberall der ausrangierten Fahrzeuge.
Längst hat er den Überblick verloren über
den Bestand. Die Frage nach der Zahl der Fahrzeuge
lässt ihn ratlos zurück. Ach so, da stehen
ja noch etliche auf der Galerie.
Eines eint alle: Die Maschinen sind alle in tadellosem
Zustand. „70 Prozent der Fahrzeuge wären sofort
einsatzbereit“, meint er stolz. Darunter
übrigens auch zwei Feuerwehrfahrzeuge. Mit
einem Team von ehemaligen Mitarbeitern
kümmert er sich persönlich um das
Wohlergehen seiner Neuerwerbungen.
Hilfreich sind für den gelernten Bauschlosser
dabei seine beruflichen Kenntnisse, die andererseits
aber auch wieder Teil seiner Sammelwut wurden.
So hat er in der Karlsruher Rankestraße
eine komplette mechanische Werkstatt aus dem
Jahr 1870 aufgekauft und in Knittlingen wieder
aufgebaut. Dann noch die alte Schmiede aus der
Pforzheimer Straße in Bretten, die heute
der gleichnamigen Gaststätte Heimat
ist.
Einer kompletten Schuhmacherwerkstatt konnte er ebenso
wenig widerstehen. Die hat er genau so aufgebaut,
wie sie der letzte Schuhmacher verlassen hatte. Dann
gibt es noch unzählige weitere thematische Sammlungen.
Mechanische Nähmaschinen,
Typenhebelschreibmaschinen, Hobel, Volksempfänger.
Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.
„Das alles nimmt einen Großteil meiner Zeit
in Anspruch“, seufzt Pfitzenmeier fast ein wenig
wehmütig. Neben der persönlichen Besessenheit
sind ihm Lohn und Ausgleich die Kegelclubs, die alten
Schulkameraden oder die Gesangvereine und die
Turnriegen, die er immer wieder stolz durch
seine Sammlung führt. Ein öffentlich
zugängliches Museum will er nicht daraus
machen. Besichtigungen gibt es nur nach
persönlicher Voranmeldung.
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ÜBER EIN KABINETT AN
RARITÄTEN verfügt der
Knittlinger Walter Pfitzenmeier. In
mehreren Hallen bewahrt der
leidenschaftliche Sammler seine
Oldtimer und andere alte Gegenstände
auf. Foto: Waidelich
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