Wie soll künftig die Jugendarbeit
aussehen?
Knittlingen analysiert das derzeitige
Angebot und den Bedarf
Knittlingen
(vh). Neue Wege in der Jugendarbeit will Knittlingen gehen. Das Konzept
soll auf Basis einer Bestandsanalyse erarbeitet werden. Der Gemeinderat
entschied in seiner jüngsten Sitzung, einen Jugendpfleger des
Landratsamtes mit dieser Aufgabe zu betrauen.
Die Kreisjugendpflegerin des Landratsamtes Enzkreis, Nanine Delmas,
präsentierte dem Rat zunächst die Möglichkeiten und
Argumente für eine offene Jugendarbeit auf kommunaler Ebene. Der
Ablösungsprozess in der Pubertät,
Migrationshintergründe, die nicht mehr unbedingt über das
Elternhaus vermittelte Lebensbewältigung und die
Überforderung in der Schule nannte sie als Gründe, die es
Kindern und Jugendlichen schwer machen, ihren Weg und Platz in der
Gesellschaft zu finden. Dem Konzept des Sozialgesetzbuchs zufolge
sollen mit der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit Hilfen
gefördert werden.
Wie groß der Bedarf in Knittlingen dafür ist,
erläuterten Henning und Evelyn Krockow. Sie arbeiten hauptamtlich
beim Knittlinger Verein „Home Run“ in der offenen Jugendarbeit. „Es
gibt viele Probleme“, versicherten sie. Perspektivlosigkeit, schwierige
Familienverhältnisse, mangelndes Selbstwertgefühl und
Gruppenzwänge seien unter anderem Auslöser für Probleme.
Die Arbeit im Verein „Home Run“ wurde innerhalb der Sitzung von der
Kreisjugendpflegerin, den Gemeinderäten und Bürgermeister
Karl-Heinz Hopp gelobt. Nanine Delmas schlug dem Gremium eine
Bestandsanalyse vor. Mit ihr soll festgestellt werden, wie Kinder und
Jugendliche in Knittlingen ihre Freizeit verbringen, welche Angebote es
für sie gibt und welche sie meiden. Für diese Arbeit gibt es
beim Landratsamt Jugendpfleger. Deren Kosten werden zu 40 Prozent vom
Landratsamt getragen. In einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten
könnten so durch Gespräche mit „Schlüsselpersonen“ wie
Pädagogen, Pfarrer, Gemeinderäten, ehrenamtlich Tätigen
und durch Kontakte zu Jugendlichen wichtige Fakten zusammengetragen
werden.
„Es geht um die Klärung des örtlichen Bedarfs bei der
Jugendarbeit“, so die Kreisjugendpflegerin. Auf Basis dieser
Informationen könnten weitere Vorgehensweisen abgeleitet werden.
Ein Vorschlag, der von allen Fraktionen begrüßt wurde.
„Probleme gibt es“, sagte Martin Blanc (SPD und freie unabhängige
Wähler). Die wichtige ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen
könne einiges bewegen, aber nicht alles lösen. Die
Bedarfsanalyse sei ein erster Schritt zum Ausbau von Jugendarbeit.
Cornelia Müller (Alternative Liste Knittlingen) bat darum, bei
dieser Analyse die Stadtteile nicht zu vergessen. Auch dort „sind
Cliquen unterwegs“ und gerade auf Spielplätzen seien immer wieder
Schäden festzustellen. Den „Ist-Zustand ermitteln“, nannte Klaus
Meiser (CDU) als richtige Vorgehensweise.
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