Mehr Grundstücke für weniger Bauwillige?

Interkommunale Konkurrenz bei Neubaugebieten befürchtet / Brettener Gemeinderat

Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. „Es wird künftig eine interkommunale Konkurrenz um Neubürger geben“, bestätigte Oberbürgermeister Paul Metzger in der Sitzung des Brettener Gemeinderats die Befürchtung von Otto Mansdörfer (Grüne), dass es in absehbarer Zeit mehr Baugrundstücke geben wird als das Bevölkerungswachstum eigentlich erfordert. Andererseits bestehe im Augenblick noch ein erheblicher Eigenbedarf, den es zu befriedigen gelte, machte der OB deutlich. Der rückgängigen Bevölkerungsprognose des statistischen Landesamts stehe in Bretten aktuell eine erstaunlich große Nachfrage nach Baugrundstücken gegenüber. „Ich möchte schon, dass die jungen Familien in der Stadt bleiben können und nicht in die Nachbarschaft abgezogen werden, wie es schon geschehen ist.“
Mansdörfer hatte berichtet, dass nach der jüngsten Prognose Bretten 2017 nur 1 000 Einwohner mehr als heute haben werde. Weil der Bedarf für sie schon weitgehend in der Kernstadt abgedeckt werde, stelle sich die Frage, ob in den Stadtteilen überhaupt noch Entwicklungsspielraum bestehe. „Ich fürchte eine Kannibalisierung, bei der wir uns die Bauwilligen gegenseitig abjagen.“
Anlass für die Überlegungen Mansdörfers und Metzgers war der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „In den Gräben“ in Bauerbach (wir berichteten). Dabei räumte aber auch der Grünen-Sprecher ein, dass dieses Gebiet mit nur 3 500 Quadratmetern Fläche völlig unstrittig sei – ganz anders als der gleich danach zur Debatte stehende Bebauungsplan „Knittlinger Weg“ in Ruit, wo auf Wunsch des Ortschaftsrats östlich der Fuchslochstraße auf 2,4 Hektar rund 30 Bauplätze entstehen sollen.
CDU-Sprecher Michael Nöltner berichtete von kontroversen Ansichten in seiner Frak-tion, weil das Gebiet voll in die Feldlage gehe. Der Erhalt von Kindergarten und Schule seien aber Argumente für das Gebiet. Otto Mansdörfer erinnerte daran, dass der Gemeinderat schon bei der Aufnahme des Gebiets in den Flächennutzungsplan wenig Begeisterung aufgebracht habe. Heidemarie Leins (FWV/LUB) sah zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit für den Plan, Renate Knaus (SPD) wies darauf hin, dass sie schon im Ortschaftsrat gegen den Plan gestimmt habe.
Ihr Fraktionskollege Heinz Lang sah die Möglichkeit, statt eines komplett neuen Gebiets die Bebauung der östlichen Seite der Fuchslochstraße zuzulassen. Wenn auch kein Eigenbedarf in Ruit bestehe, so könnten die Grundstücke womöglich für Mitarbeiter von Betrieben interessant sein, die sich im nahe gelegenen künftigen Knittlinger Industriegebiet ansiedeln. OB Metzger verdeutlichte den Gedanken: Für leitende Mitarbeiter der örtlichen Unternehmen sei es in Bretten schwer, adäquate Bauplätze zu finden. So mancher Chef wohne deshalb in einer der umliegenden Gemeinden. Oberhalb Ruits könnten entsprechende Grundstücke ausgewiesen werden.
Obwohl eine nachträgliche Randbebauung der Fuchslochstraße wegen der Erschließungskosten ungerecht gegenüber jenen wäre, die bereits dort wohnen, wie Ortsvorsteher Erich Hochberger bemerkte, griff der Gemeinderat den Vorschlag von Stadtplaner Ulrich Braun auf, eine Lösung in dieser Richtung zu suchen – auch wenn dies mit einer Änderung des Flächennutzungsplans verbunden wäre.

BNN, 26.04.2007