Ministerium hakt nach
Schleppende Bearbeitung von Verfahren am Amtsgericht Maulbronn in Stuttgart bekannt


MAULBRONN/STUTTGART. Das Justizministerium will vom Direktor des Amtsgerichts Maulbronn wissen, wie hoch seine Arbeitsbelastung ist. Es gibt Beschwerden, weil Verfahrenungewöhnlich lange dauern.

Man sei "seit einiger Zeit dabei", sich einen Überblick über die Arbeit am Amtsgericht Maulbronn zu verschaffen und habe deshalb "erst kürzlich einen allgemeinen Bericht angefordert." Die offizielle Stellungnahme des Justizministeriums auf PZ-Anfrage lässt für Eingeweihte an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Man ist in Stuttgart ganz und gar nicht zufrieden und will sich Klarheit verschaffen - sind die Richter überlastet, weil es außergewöhnlich lange dauert, bis Prozesse terminiert werden?

Wie berichtet, wäre die Staatsanwaltschaft Pforzheim schon zufrieden, wenn Amtsgerichtsdirektor Klaus Droxler wenigstens entscheiden würde, ob er die Anklage gegen einen Arzt aus dem östlichen Enzkreis wegen des Verdachts der Untreue in Millionenhöhe überhaupt zulässt - die Akte lag eineinhalb Jahre auf seinem Schreibtisch. Die Anklagebehörde monierte mehrfach - und erhielt keine Antwort. Dem Landgericht Karlsruhe als vorgesetzter Behörde ließ Droxler auf Nachfrage des Pressesprechers in einer E-Mail lapidar mitteilen, die Akte sei wieder zurückgegangen an die Staatsanwaltschaft und der Verteidiger werde noch um eine Stellungnahme gebeten. Nach der PZ-Veröffentlichung ("Wieso zögert das Gericht?") ist man in Karlsruhe jetzt hellhörig geworden - und will schleunigst die Anklageschrift sehen. Dem Arzt wird vorgeworfen, er habe als Generalbevollmächtigter das Erbe einer Verstorbenen seiner Ehefrau zugeschanzt.

Ärzte zeigen Kollegen an

Zugunsten dieses Tatvorwurfs stellte die Staatsanwaltschaft weitaus aufwendigere Ermittlungen gegen den Arzt wegen Falschabrechnungen ein: Der Mediziner soll nach PZ-Informationen in einer gemeinschaftlich betriebenen Notfallpraxis überhöhte Gebühren berechnet haben - zu Lasten seiner Kollegen, die aus dem großen, gedeckelten Topf der Kassenärztlichen! Vereini gung bezahlt werden. Drei Ärzte erstatteten daraufhin Strafanzeige.

Die unendliche Geschichte ist nicht der einzige Vorgang, der Verfahrensbeteiligte auf die Palme bringt. Mehrere Strafverteidiger beklagen bitter, selbst einfachste Verfahren zögen sich über Gebühr lange hin.

Artikel wurde erstellt von: Olaf Lorch am 24.03.2005.

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