Fahrt zu den jubelnden Fans
Sportfreunde in Knittlingen erinnern sich: Meisterinnen im Kunstradfahren, Heide Liebig und Christa Kern, 60 Jahre alt


KNITTLINGEN.Im zarten Alter von zwölf und 13 Jahren sorgten zwei Mädchen Ende der fünfziger Jahre erstmals für Furore und für riesiges Aufsehen rund um Knittlingen. Noch heute sind sie enge Freundinnen.

Die Rede ist von Heide Schaich (Mädchenname Liebig) und Christa Goppelsröder (geborene Kern). Damals im Jahre 1958 gewannen die beiden in Würzburg erstmals den deutschen Meistertitel im Zweier-Kunstradfahren in der Schülerklasse. 1959 und 1960 wiederholten sie dieses Kunststück auch noch in der Jugendklasse, bevor eine böse Verletzung von Heide Liebig der hoffnungsvollen Karriere der beiden Knittlinger Sportlerinnen im Jahre 1964 ein jähes Ende setzte.

Bis zu diesem Zeitpunkt gehörten die beiden Mädels aus der Fauststadt zu den populärsten Sportlerinnen nicht nur in der Stadt, sondern in der gesamten Region. Zahlreiche Engagements und auch etliche Ehrungen unterstrichen diese Ausnahmestellung recht eindrucksvoll. Viele andere eiferten Christa und Heide nach. Der damals nicht nur in Knittlingen, sondern in der gesamten Region einen recht hohen Stellenwert einnehmende Kunstradsport erlebte eine Blütezeit. Doch genau so schnell, nachdem die beiden Zugpferde ihr Rad notgedrungen an den berühmten Nagel hängen mussten, war es zum Ende der sechziger Jahre auch schon vorbei mit der Herrlichkeit.

Heute schwärmen in der Fauststadt nur noch die Älteren mit nostalgisch-stolzem Unterton von der einstigen Vorzeige-Sportart. Älter geworden sind die beiden ehemaligen deutschen Meisterinnen, so feierte Christa erst vor wenigen Tagen ihren 60. Geburtstag, während Heide diesen nun vollenden konnte. Natürlich erinnern sie sich gern an ihre Sportlerzeit, aus der Trophäen sowie Fotos, Zeitungsausschnitte und das original Bauer-Kunstrad mit Holzfelgen vorhanden sind. Schon 1954 begannen Christa Kern, deren Vater damals Chef des Radfahrvereins war, und Heide Liebig mit dem Kunstradfahren, zunächst bewusst mit älteren Partnern. Nach dosiertem Trainingsaufbau, wobei die Voraussetzungen allerdings nicht immer! ideal w aren ("Oftmals trainierten wir im Adler-Saal oder sogar auf der Straße") fuhren sie 1956 mit dem Gewinn zunächst der Kreis- und dann der Landesmeisterschaft in Ludwigsburg ihren ersten gemeinsamen Erfolg ein. Jeweils ein Jahr später folgten der südwestdeutsche Titel in Rottweil und dann als vorläufiger Höhepunkt der Bundessieg in Würzburg.

Dorthin war der Verein mit einem Bus voll lautstarker Schlachtenbummler angereist und bei der Rückkehr nach Knittlingen wurden die deutschen Meisterinnen von einer großen Menschenmenge auf offener Straße begeistert empfangen. Die offizielle Ehrung erfolgte damals beim bunten Abend in der voll besetzten Knittlinger Stadthalle, bei dem die beiden ihre tolle Kür präsentieren mussten. Die in Würzburg errungene Punktzahl, so Christa Goppelsröder stolz, hätte sogar ausgereicht, um den Weltmeistertitel zu erringen. Doch zu dieser Veranstaltung wurde man als Meister des mit dem "Bund Deutscher Radfahrer" konkurrierenden "Rad- und Kraftfahrerbundes Solidarität" leider nicht zugelassen.

Artikel wurde erstellt von: Rudolf Haller am 11.03.2005.


ZURÜCK zum Pressespiegel