Briefwahl
Was ist das doch für ein tolles Gefühl, 18 zu werden. Endlich
den Führerschein in der Tasche, endlich so
lange wegbleiben wie man will, endlich selber entscheiden dürfen.
Zum Beispiel über Politik. Schließlich dürfen
Volljährige auch wählen. Doch wie das leider so ist mit dem
Wahlrecht, nicht jeder macht davon Gebrauch. Bei all der
Politikverdrossenheit kann es da recht hilfreich sein, gerade die
Jugend noch einmal auf dieses besondere Privileg hinzuweisen.
So geschehen in der Fauststadt Knittlingen. Allen Geburtstagskindern
flattert dort pünktlich zum 18. Wiegenfeste ein Brief des
Bürgermeisters in den Postkasten. Darin wünscht Heinz-Peter
Hopp auch im Namen des Gemeinderates alles Gute, gibt
Tipps fürs Erwachsenenleben und den Ratschlag: „Nehmen Sie das
(Wahl-)Recht als zentrale Grundlage für unser de-
mokratisches Zusammenleben bitte unbedingt wahr.“
Hoppla, dachte sich so mancher aufmerksame Zeitgenosse: Steht nicht in
diesem Jahr auch die Wahl des Knittlinger
Bürgermeisters an? Mitnichten bestehe da ein Zusammenhang
versichert hingegen der Knittlinger Schultes, der
im November wieder gewählt werden möchte: Man achte auf
Neutralität.
Außerdem gebe es den Volljährigkeitsbrief schon seit
ein-einhalb Jahren und so etwas Ähnliches sei auch in Bretten
üblich, so Hopp. Vielleicht kämen Missverständnisse erst
gar nicht auf, wenn der Verwaltungschef über seine „Briefwahl“
einfach besser informiert hätte.
ola
PZ-Artikel vom 16.08.2005 erstellt von Nicola Hiller