„Das ist eine
Gratwanderung“
Geteilte Reaktionen in der
Fauststadt auf die Kandidatensuche für die Knittlinger
Bürgermeisterwahl
KNITTLINGEN. Auf ein geteiltes Echo ist die Kandidatensuche der beiden
Stadträte Lothar Frick und Martin Blanc für die Knittlinger
Bürgermeisterwahl gestoßen. „Mutig“, „heikel“ oder „nicht in
Ordnung“:
So lauteten die gestrigen Kommentare von Passanten zur Zeitungsannonce,
mit der Frick und Blanc einen Gegenkandidaten zum Amtsinhaber
Heinz-Peter Hopp suchen (PZ hat berichtet).
„Die
Anzeige ist mutig, aber auch eine Gratwanderung“, sagte eine
Knittlingerin. Sie befürchtet, dass sich dadurch das
Verhältnis
zwischen Bürgermeister und Gemeinderat weiter verschlechtern
könnte,
wenn Hopp nach der Wahl im Amt bleibt. Die meisten Befragten
würden es
aber begrüßen, wenn sich mehrere Kandidaten zur Wahl
stellten. Jedoch
hielt eine Passantin die Art und Weise, wie nun um Bewerber geworben
wird, für fragwürdig.
„Im Krieg und in der Liebe ist alles
erlaubt“, erklärte hingegen der 36-jährige Jürgen Braun,
„und weil
Wahlkampf ist, ist eine Annonce auch in Ordnung.“ Auch bei den
Fraktionen im Knittlinger Gemeinderat gab es keine einheitliche
Meinung. „Lieber fünf Kandidaten als zwei“, erklärte der
Fraktionsvorsitzende der SPD, Helmut Begero.
Er hat nichts gegen
den Vorstoß seiner beiden Ratskollegen einzuwenden. Als legitim
bezeichnete auch der CDU-Fraktionschef, Klaus Meiser, die Annonce. „Bei
mehreren Kandidaten gibt es mehr Auswahl für den Wähler“,
erklärte er.
Allerdings müssten Konflikte zwischen Stadträten und
Bürgermeister auf
einer sachlicheren Ebene ausgetragen werden. Für einen fairen
Wahlkampf
sprach sich auch Matthias Haas, Sprecher der Alternativen Liste, aus.
Er findet die Kandidatensuche von Blanc und Frick in Ordnung, obwohl
seine Fraktion bereits Evelyne Teschner-Klug bei ihrer Bewerbung um den
Chefsessel im Rathaus unterstütze.
Haas ist sich mit Blanc und
Frick einig, „dass Knittlingen einen Wechsel an der Verwaltungsspitze
braucht“. Während so mancher den Schulterschluss zwischen einem
SPD-
und einem CDU-Stadtrat als Zeichen persönlichen Frusts betrachtet,
ist
dies für Haas! und Beg
ero ein weiteres Beispiel dafür, dass es im Gemeinderat eine
fraktionsübergreifende Unzufriedenheit mit dem Verwaltungschef und
dessen Rathaus-Management gibt.
Kritischer
äußerte sich dagegen Karl Hähnle (Parteilose
Wählervereinigung). „Wir
distanzieren uns von dem Inserat“, sagte er. Man habe im Rat
beschlossen, die gesetzlich vorgegebenen Fristen für die
Stellenausschreibung einzuhalten. „Und darauf können sich ja dann
immer
noch Kandidaten melden“, so Hähnle.
PZ-Artikel wurde erstellt von: Nicola Hiller und Christina Krämer
am 09.08.2005.