"Stadt verlor großen Pionier"
Trauergemeinde nahm Abschied vom Gründer des größten Unternehmens in Knittlingen - Hopp würdigt Ehrenbürger


KNITTLINGEN.Mehr als 500 Trauergäste haben gestern Nachmittag in Knittlingen Abschied von Dr. Herbert Schubert genommen. "Wir haben großen Respekt vor seinem Lebenswerk", sagte Pfarrer Traugott Plieninger.

Die Trauerhalle am städtischen Friedhof war voll besetzt, vor der Halle standen weitere 150 Mitarbeiter des Unternehmens. Etwa 20 Kränze umrahmten den Sarg, während der lange Jahre in Knittlingen tätige evangelische Geistliche an die Leistungen des verstorbenen Pioniers der Medizintechnik erinnerte. Als er seine persönlichen Begegnungen mit Dr. Herbert Schubert beschrieb, versagte ihm die Stimme. "Die Erinnerung und sein Lebenswerk werden bleiben", sprach er den vielen Trauernden Trost zu.

Der heute in Markgröningen tätige Seelsorger zeichnete den Lebensweg des erfolgreichen mittelständischen Unternehmers und Ehrenbürgers nach, der 1948 von Berlin nach Knittlingen geflüchtet war. "Herbert Schubert hat nie darauf gewartet, dass andere etwas für ihn tun. Er war bereit, Verantwortung zu übernehmen", erläuterte der Pfarrer. Als Lehrling sei er 1934 in die Chirurgietechnik eingestiegen, das angestrebte Lehrerstudium sei ihm wegen seiner Distanz zum Dritten Reich von den Machthabern verwehrt worden. Der frühere Ruderer und Langstreckenläufer sei immer "unterwegs" gewesen, habe nie im Mittelpunkt stehen wollen. Die Geschäftsführung der Richard-Wolf-GmbH verwies auf 25 Patente, die vor allem im Bereich der Endoskopie mit dem Namen Herbert Schubert verbunden seien.

Die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes hatte dem Verstorbenen als Krönung seines beruflichen Weges die Ehrendoktorwürde verliehen. "Er war präsent an allen Arbeitsplätzen und hatte Interesse an jedem Mitarbeiter", sagte Betriebsratsvorsitzender Hans Himmer. Mit mehr als 1000 Beschäftigten ist heute das Unternehmen der größte Arbeitgeber Knittlingens. Darauf ging vor allem Bürgermeister Hans-Peter Hopp ein, der ebenso im Namen des ebenfalls anwesenden Landrats Karl Röckinger sprach. Auch Alt-Landrat Dr. Heinz R! eichert gehörte gestern zur Trauergemeinde. "Er war ein großer Freund unserer Stadt", so der Rathauschef. Schon 1970 sei Schubert alleiniger Geschäftsführer des Unternehmens geworden. "Seine Treue zum Standort Knittlingen war das feste Fundament für Verhandlungen mit dem Rathaus", sagte Hopp. 1984 sei ihm das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen worden. Der Musikverein Freudenstein intonierte den letzten musikalischen Gruß für den verstorbenen Ehrenbürger, der in Freudenstein gewohnt hatte.

Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 29.10.2004.