Das Schweigen der Bürger

Der Gemeinderat ist für die Bürger ja eine ganz schön undankbare Sache. Da sitzen sie am Rand des Knittlinger Ratssaals und sind zum Stillschweigen verdammt. Auch wenn sich Verwaltung und Räte mal wieder heftig streiten oder stundenlang debattieren, sagen darf man dazu nichts. Es gibt nur eine Ausnahme:  Mindestens einmal im Monat, in der Fauststadt auch öfter, dürfen auch die Knittlinger zu Beginn der Sitzung Dampf ablassen,  Missstände aufzeigen  und nachhaken.  Bürgerfragen nennt sich diese Lizenz zum Reden. Nicht, dass dabei ein Wortschwall   über den Gemeinderat hereinbräche.  Nein, im Knittlinger Rathaus ist man schon fast ein bisschen betrübt, dass so wenige Menschen auf diesem Weg etwas loswerden wollen. Tun sie es dann doch, dürfen sie mitunter gar nicht ausreden. So geschehen in der jüngsten Gemeinderatssitzung.  Da wollte sich eine durchaus als streitbar bekannte Dame nach dem Verkauf der Bauplätze im Baugebeit „Römerweg“ erkundigen.  Doch ihre  letzten Worte waren noch nicht verklungen, als Bürgermeister  Heinz-Peter Hopp der Fragenden schon das  Wort abschnitt.  „Das ist nicht  öffentlich“, so  sein barscher Kommentar,  „danke für die Wortmeldung“. Fertig, aus, abgehakt. Dann sollten sich Besucher und Presse bei jener öffentlichen Ratssitzung  Anfang November wahrscheinlich die Ohren  zuhalten, als von 18 verkauften Bauplätzen die Rede war. Und es war wohl auch kaum für die Öffentlichkeit gedacht, als Hopp beim offiziellen Spatenstich für den „Römerweg“ wenige Tage vor der Kreistagswahl im Juni stolz verkündete, man habe schon 23 Bauplätze verkauft. Leider unbeantwortet blieb allerdings die Frage, warum diese Zahl zum Jahresende wieder geschrumpft ist. Denn die Bürgerin konnte sie ja nicht zu Ende bringen.          



PZ-Artikel vom 26.11.2004 , erstellt von Nicole Hiller


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