Rommel liest Politik humorvoll die Leviten

KNITTLINGEN. "Nur von Kritik kann die Demokratie nicht leben", lautete gestern Abend die Mahnung des Stuttgarter Alt-Oberbürgermeisters Manfred Rommel. Knapp 280 Zuhörer saßen in der Stadthalle in Knittlingen, um ihm zum Teil mit weit geöffnetem Mund und fragendem Gesicht zuzuhören. Gastgeber und Amtskollege Heinz-Peter Hopp stellte den früheren Rathauschef der Landeshauptstadt als "bekanntesten deutschen Kommunalpolitiker" vor. "Meine Stimme klingt heute blechern, aber auch Blech ist etwas Solides", lautete die tiefgründige Antwort des Buchautors. Es sei für die Bürger der Fauststadt schon eine Bewährung, von einem solch großen Bürgermeister in Knittlingen "von oben dauernd überwacht zu werden".

Immer wieder viel Gelächter

Immer wieder wurde der 82 Jahre alte Manfred Rommel von schallendem Gelächter oder Szenenapplaus unterbrochen. Dann und wann wurde Rommel nachdenklich. "Was kann wirklich bei Arbeitslosen- und Sozialhilfe, Pensionen und Renten geleistet werden?", fragte der pensionierte Rathaus-Chef in die Halle. Er kritisierte die derzeit aktiven Politiker, "nur ratenweise die Wahrheit bekannt zu geben". Schultes Heinz-Peter Hopp hatte den launischen Gast als dessen "Cheffahrer" am Nachmittag in Stuttgart-Sillenbuch abgeholt. "Wir haben immer wieder miteinander telefoniert. Deshalb ist er erneut wieder zu uns gekommen", sagte der Gastgeber am späten Abend zur PZ. Der frühere Stuttgarter OB war bereits vor etwa zwei Jahren in Freudenstein bei einer Lesung aufgetreten. Gestern Abend bemühte sich Schultes Hopp in der ungewohnten Rolle als Chauffeur um eine besonders korrekte Fahrweise. Vor zwei Jahren waren beide im Dienstwagen der Stadt Knittlingen bei Ölbronn in eine Radarfalle des Enzkreises geraten und wegen einer Übertretung der vorgeschriebenen Geschwindigkeit um sieben Stundenkilometer "geblitzt" worden. Dieses Radarfoto hat inzwischen Cheffahrer Hopp dann seinem prominenten Beifahrer mit entsprechender Widmung verehrt.

PZ-Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 20.11.2004.

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