Vertrauen gut, Vertrag besser
Knittlingen verpachtet Kelter an den Verein "Forum Bau und Kultur" - Stadträte wollen auf Nummer sicher gehen



KNITTLINGEN. Sicher ist sicher, müssen sich die Knittlinger Stadträte gedacht haben. Bevor sie die Kelter an den Verein

"Forum Bau und Kultur" verpachteten, nahmen sie das Vertragswerk kräftig auseinander.

Dabei waren sich eigentlich alle im Gemeinderat einig, dass der Verein der Stadt einen großen Gewinn bringt. Denn das FBK will mit kulturellen Veranstaltungen in der Kelter mehr Leben in die Stadtmitte bringen. Daher verpachtet die Stadt das städtische Gebäude zum symbolischen Pachtzins von einem Euro an den Verein. Das FBK wiederum versucht, auch andere Vereine oder Firmen für Veranstaltungen zu gewinnen und die Kelter entsprechend zu vermarkten. Dafür übernimmt der Verein die Finanzierung wichtiger Sanierungen am Gebäude, wofür die Stadt derzeit kein Geld hat.

Dennoch war bei einigen Stadträten ein gesundes Misstrauen in den Vertrag spürbar. Der sollte nach ihrer Ansicht so wasserdicht sein, dass später keinem der Partner ein Nachteil entsteht. Matthias Haas (Alternative Liste) stimmte als Erster kritische Töne an. "Wenn wir das Nutzungsrecht und die Vermarktung ganz an den Verein übertragen, haben wir als Stadt keine Möglichkeiten mehr einzugreifen", stellte er fest. Zudem missfiel ihm, dass beim Pachtzins in der Fauststadt Unterschiede gemacht würden:

Auch "Kunst und Kultur in Freudenstein" engagiere sich, müsse aber für die Nutzung eines städtischen Gebäudes weitaus mehr bezahlen als das FBK. Anderen Stadträten wiederum war das Nutzungsrecht für Dritte zu schwammig formuliert. Sie dachten dabei vor allem an das Fauststadtfest. Bislang hat der VfB-Fanclub die Kelter bei der Veranstaltung genutzt. "Wenn man den Verein FBK entscheiden lässt, wer in die Kelter darf, muss sicher sein, dass das beim Fauststadtfest der VfB-Fanclub ist", sagte Lothar Frick (CDU). Manch ein Stadtrat fürchtete sogar, dass das FBK den Pachtzins für andere Vereine willkürlich nach oben setzen könnte, wenn dies nicht per Vertrag geregelt ist. Hans Krauß (CDU) und Karl Hähnle (Parteilose Wählerver! einigung ) plädierten hingegen dafür, nun keinen Schritt zurück zu machen, da die Stadt nicht in der Lage sei, die Konzepte des FBK umzusetzen.

Helmut Begero (SPD und freie unabhängige Wähler) sowie FBK-Vorsitzender Gerd Schweizer machten darauf aufmerksam, dass der Verein mit der Kelter-Nutzung in die Stadt investiert. "Wir tun das nicht für uns, sondern bringen das Geld wieder in die Öffentlichkeit ein", verwahrte sich Schweizer gegen die Vermutung, der Verein könnte die Miete für Dritte nach Gutdünken festlegen. Sollte das FBK sich je auflösen, fiele dessen Vermögen laut Vertrag an die Stadt zurück. Um Irritationen vorzubeugen, muss das FBK auf Vorschlag von Gerd Heilmann (CDU) eine Gebührenordnung vorlegen, die von der Stadt abgesegnet wird. Zudem überlässt der Verein das Gebäude während des Fauststadtfests einem anderen Verein. Auch bei längerer Unterverpachtung an Dritte, muss dies mit der Stadt abgestimmt werden. Mit den Änderungen konnten sich die Stadträte dann anfreunden und votierten einstimmig für die Verpachtung.

Artikel wurde erstellt von: Nicola Hiller am 11.11.2004.

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