Knittlingen wendet
Finanz-Engpass ab
Erschließung des Baugebiets "Am Römerweg"teurer
Knittlingen- "Ob ich dem Antrag zustimme oder nicht, beides
schadet der Stadt". So brachte der Knittlinger SPD-Stadtrat Martin
Blanc am Dienstag das Dilemma auf den Punkt, in dem der Gemeinderat
steckte. Der Grund: Umlegung und Erschließung des Wohngebiets "Am
Römerweg" kommen die Stadt rund 2,5 Millionen Euro teurer zu
stehen als geplant.
VON CAROLIN BECKER
Der Gemeinderat hatte 2001 die Finanzierung durch einen Kreditvertrag
über rund 7,6 Millionen Euro bei der Volksbank Pforzheim eG
beschlossen. Im Mai diesen Jahres wurden die Arbeiten vergeben, die
anfallenden Kosten für die Erschließung führen die
Stadt jetzt schon an die Grenzen des Finanzierungsrahmens. "Bei der
Umlegung des Baugebiets gingen erheblich mehr Flächen als
angenommen in den Besitz der Stadt über, deshalb muss ein
höherer Betrag vorfinanziert werden", begründete
Stadtkämmerer Manfred Dannecker den Engpass. Zudem seien auch die
Einnahmen aus Grundstücksverkäufen bis dato geringer
ausgefallen als eingeplant. "Verträge über verkaufte
Grundstücke können erst dann zu Zahlungen führen, wenn
die potenziellen Käufer ihr abgestecktes Grundstück sehen
können", erklärte Bürgermeister Heinz-Peter Hopp. Schon
im Januar allerdings würden wohl Gelder fließen, beruhigte
Manfred Dannecker.
Evelyne Teschner-Klug (Alternative Liste) fühlte sich dennoch "zu
spät, nicht umfassend und nicht sachgerecht" über die
Finanzierungslücke informiert. Zudem merkte sie an, dass sie
bereits im März auf die ihrer Ansicht nach unrealistische
Kostenrechnung hingewiesen habe. "Bei diesem Projekt ist so vieles aus
dem Ruder gelaufen, aber ob es uns passt oder nicht - wir müssen
zahlen", schätzte Helmut Begero (SPD) die Lage ein. Wenn die Stadt
in zehn Jahren mit einer schwarzen Null aus dem Projekt herauskomme,
habe man Glück gehabt. Weniger pessimistisch äußerte
sich Klaus Meiser (CDU), der außerdem fürchtete, zum
Gespött der Region zu werden, "wenn wir die Sache stoppen".
Die Bedenken vieler Gemeinderatskollegen versuchte Lothar Frick (CDU)
durch zusätzliche Anträge zu mildern. Einstimmig votierte das
Gremium dafür, dass der Gemeinderat regelmäßig
über den Stand der Zahlungen und Ausgaben informiert werden muss.
Zudem soll die Stadtverwaltung im ersten Quartal 2005 ein Konzept
zur Vermarktung der Fläche vorlegen. "Das ist Chefsache, Herr
Hopp", hatte Frick zuvor angemahnt.
Der Antrag zur Erhöhung des Finanzierungsrahmens auf insgesamt
10,2 Millionen Euro und Verlängerung des Finanzierungszeitraums
bis 2009 fand schließlich bei sechs Enthaltungen und einer
Gegenstimme eine Mehrheit.
Mühlacker-Tagblatt-Artikel erstellt von Carolin Becker, 11.11.2004
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