Kritik an Knittlinger
Gewerbegebiet
BUND hält Flächenausweisung
für überdimensioniert - Frage nach der Vermarktung
aufgeworfen - "Teure Infrastruktur"
KNITTLINGEN. Der Umweltverband BUND kritisiert die seiner Ansicht nach
überdimensionierte Flächenausweisung für das Knittlinger
Gewerbegebiet. Sie stünde dem vom Umweltminister, den Vertretern
des Städte- und Gemeindetages, der IHK und der Arbeitsgemeinschaft
der Regionalverbände unterzeichneten Aktionsbündnis
"Flächen gewinnen in Baden-Württemberg" entgegen.
Gerhard Bösch, Vorsitzender des BUND Regionalverbands
Nordschwarzwald ist erfreut über das Aktionsbündnis, sprechen
sich doch alle Partner für die "schonende, sparsame und
haushälterische Inanspruchnahme für Siedlungs- und
Verkehrszwecke" aus und setzen sich für eine bedarfsbezogene
Bereitstellung von Bauland und den Vorrang der Innenentwicklung ein.
Diese Ziele spiegelten sich im Enzkreis jedoch in den wenigsten
Flächennutzungsplänen wider, kritisiert Regine Einfeld,
Geschäftsführerin beim BUND: "In Knittlingen beispiels-weise
scheint vielmehr die Bereitstellung von Bauland in erster Linie
wunschbezogen zu sein.
"Unsolide Bedarfsprognose"
Einen Eigenbedarf der Stadt Knittlingen an einem 24 Hektar großen
Gewerbegebiet kann sie nicht nachvollziehen und hält die
"Bedarfsprognose" der Stadt für unsolide: "Von den 24 Hektar
Gewerbefläche seien 720 zusätzliche, im Wesentlichen von
außerhalb kommende Erwerbstätige zu erwarten".
Mit einer solchen Prognosenmethodik ließe sich ebenso gut eine
Gewerbefläche von 100 oder 500 Hektar begründen - je nachdem
welche Wunschvorstellung die Stadt Knittlingen gerade hege, so Einfeld.
Sie stellte zugleich die Frage, ob dann die "zügige Vermarktung"
auch wunschgemäß realisierbar sei.
Was die weitere Bereitstellung von Flächen in der Größe
von 36 Hektar für einen interkommunalen Gewerbeschwerpunkt (IKG)
anbelange, sei die Planung unter der Voraussetzung akzeptabel, wenn die
beteiligten Gemeinden nach Ausnutzung aller vorhandenen
Flächenreserven auf die Planung eigener Gewerbegebiete
verzichteten.
Was jedoch nicht der Fall sei, erläutert Walter Appenzeller,
stellvertretender Vorsitzender des BUND-Regionalverbands. In den
Gemeinden, die am IKG beteiligt werden sollen, stünden noch
Reserveflächen zur Verfügung oder die Gemeinden planten
Gewerbegebietserweiter-ungen in großem Umfang. So seien alleine
in Bretten noch zirka fünf Hektar vorhanden; weitere 22 Hektar
seien geplant. Ölbronn-Dürrn besäße noch mehr als
zehn Hektar, Maulbronn noch vier Hektar Reserveflächen.
Mehr Verkehr befürchtet
Die Ausweisung eines insgesamt 60 Hektar großen Gewerbegebietes
stehe in keinem Verhältnis zur derzeitigen Einwohnerzahl und
Fläche von Knittlingen, betont der BUND. Appenzeller
befürchtet, dass ein Gewerbegebiet dieser Größenordnung
erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastungen mit sich bringen und
einen umfangreichen und kostspieligen Ausbau der Infrastruktur
nötig machen wird. pm
Pforzheimer Zeitung 03.12.2004
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