"Gut fürs Selbstbewusstsein"
Mitgliederzahlen bei den örtlichen Kampfsportvereinen steigen
- Viele Eltern wollen, dass ihr Kind sich verteidigen kann
MÜHLACKER/KNITTLINGEN. Das Selbstbewusstsein trainieren und
lernen, wie man sich im Notfall selbst verteidigen kann: Das ist das
Ziel vieler Kinder und Jugendlicher, wenn sie sich zum Kampfsport
anmelden.
Das Interesse an Sportarten wie Taekwondo, Judo, Karate oder Aikido
wächst. Bei den Kampfsportvereinen in Mühlacker und Umgebung
steigen die Mitgliederzahlen. "Vor allem melden sich mehr Kinder und
Jugendliche zum Training an", berichtet der Vorstand des Mühlacker
Taekwondo-Vereins "Chang-Hun", Peter Fischer. Und das gilt nicht nur
für Jungs. Auch immer mehr Mädchen ziehe es zu den
Kampfsportarten, ergänzt Enrico Simon vom Mühlacker
Taekwondo-Club. Dort werden auch Ju-Jutsu und Thai-Bo angeboten. Von
100 Schülern seien rund 40 Mädchen.
"Ärzte, Kindergärtner und Lehrer empfehlen den Kampfsport aus
mehreren Gründen", weiß Fischer. "Zum einen leiden immer
mehr Kinder an Übergewicht, da tut die Bewegung gut." Er nennt
weitere Gründe, warum sich viele für den Kampfsport
entscheiden: Man gewinne Selbstbewusstsein, könne sich besser
durchsetzen und außerdem seien Kampfsportarten auch eine gute
Möglichkeit der Gewaltprävention. "Daher schicken auch viele
Eltern ihre Kinder zu uns", so Fischer.
Ständige Übung wichtig
"Bei Aikido steht die Verteidigung im Vordergrund", erklärt
Andreas Weindl, Vorstand des Knittlinger Aikido-Vereins. "Deshalb ist
bei uns der Frauenanteil höher als bei anderen Kampfsportarten."
Man nutze beim Aikido hauptsächlich die Energie des Angreifers
für sich aus. Doch wie auch beim Taekwondo müsse man schon
eine gewisse Zeit trainieren, um das Gelernte anwenden zu können.
"Stetige Übung ist wichtig, sonst kann es keine Sicherheit geben",
warnt Fischer davor, sich zu schnell zu sicher zu fühlen. Ob es
den Kindern etwas nütze, Kampfsport zu betreiben, könnten die
Eltern am besten beurteilen. "In einem Fall hat uns aber sogar eine
Lehrerin bescheinigt, dass ihre Schülerin nach einem halben Jahr
Training bei uns sehr viel selbstbewusster geworden ist", bericht! et
Fisch er.
Doch die Entscheidung für den Kampfsport beruht laut Simon und
Fischer auch auf einer anderen Tatsache: "Der Vereinsgedanke und die
Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement gehen immer mehr
zurück", sagt Simon. "Deshalb wollen sich viele nicht mehr
für einen Mannschaftssport verpflichten. Beim Kampfsport bleibt
jeder für sich alleine." Auch der Selbstbehauptungskurs, der
kostenlos von der Polizei angeboten wird, erfährt laut
Polizeisprecher Wolfgang Schick einen großen Zulauf. "Die
Teilnehmer lernen, wie man sich in bestimmten Situationen wie
beispielsweise abends alleine in der Tiefgarage verhalten soll", so
Schick. Und auch Grundabwehrhaltungen stünden auf dem Stundenplan.
Sich wehren zu können, da sind sich alle einig, sei in der
heutigen Zeit ein immer bedeutenderes Thema.
Artikel wurde erstellt von: Carolin Ulbrich am 25.08.2004.